Erzählt von Elisabeth Simon      

Bilder Lena Ellermann

   Vater Bär

und seine

   Lausbuben

        

 

Ein Bärenvater lebte mit seinen zwei wilden Buben in einer Höhle im Wald. Er hatte keine Frau mehr und das war schlecht für die Buben. Wenn der Vater auf der Jagd war, mussten sie alleine zuhause bleiben. Dann machten die Buben immer Unsinn. Sie kämpften miteinander, sie stritten sich, sie sprangen in jede Pfütze, ärgerten alle Leute und schrien und lachten.

Eines Tages, als der

Vater wieder einmal im Wald

war, entdeckten die Lausbuben

etwas ganz Tolles: ein Dreckloch

voll mit Matsch und Schlamm.

Sie jubelten und stellten sich

an den Rand des Loches. Sie

fassten sich bei den Händen,

zählten „eins, zwei, drei“ und

sprangen zusammen hinein.

 

Dann stampften sie im Dreck

herum: plitsch, platsch, plitsch, platsch. Sie bespritzten sich mit beiden Händen, bis sie ganz und gar dreckig waren.

 

Gerade da kam Frau Fuchs

vorbei. Sie blieb stehen,

schüttelte den Kopf und

sagte: „Unglaublich, was

ihr beiden Lausbuben da

macht. Was wird wohl euer

Vater sagen, wenn ihr euch

so schmutzig macht?“ Da

lachten die kleinen Bären

so laut sie konnten und

riefen:

 

„Frau Pinselschwanz,

Frau Pinselschwanz,

rote Gans!“

 

Das ließ sich Frau Fuchs aber

nicht gefallen. Am Abend ging

sie zum Vater Bär und

beschwerte sich über die

Lausbuben. Der Vater wurde

sehr traurig. Was sollte er bloß

tun? So konnte es

nicht weiter gehen.

 „Die Kinder dürfen nicht mehr

alleine bleiben. Es muss jemand

bei ihnen sein und sie hüten“,

dachte er. Aber wer könnte das

machen? Vater Bär überlegte

lange. Dann nahm er einen

Sack, füllte Honigkekse hinein

und ging in den Wald jemanden

zu suchen.

 

Zuerst begegnete ihm ein

Rabe. Er fragte ihn: „Hütest du

mir meine Buben, wenn ich auf die Jagd muss? Du bekommstdrei Honigkekse am Tag.“ Der Rabe liebte Honigkekse über alles, deshalb sagte er sofort „Ja“.

„Aber kannst du mit Lausbuben umgehen?“, fragte der Bär.

 

„Wenn sie frech werden“,sagte der Rabe, „dann krähe ich sie einfach ganz laut an.“ „Oh, nein!“, sagte da Vater Bär, „dich

kann ich nicht

brauchen. Du machst meinen Kinder nur Angst.“

 

Vater Bär ging weiter und

traf den Wolf. Auch der Wolf

war sofort einverstanden und

wollte die Buben hüten. Drei

Honigkekse waren für ihn ein

Leckerbissen.

 

„Aber kannst du mit

Lausbuben umgehen?“,

fragte der Bär. „Was machst

du, wenn sie frech werden?“

 

„Wenn sie frech

werden“, sagte

der Wolf, „dann

heule ich sie einfach an.“

„Oh nein!“, sagte Vater Bär,

„dich kann ich nicht

brauchen. Du machst

meinen Kindern nur Angst.“

 

 

                  Lange musste Vater

               Bär nun laufen, bis er

       wieder jemandem                        begegnete.

Ein kleines Häschen kam

daher gehoppelt. Weil sonst

niemand da war, fragte

Vater Bär auch das Häschen.

„Willst du meine Lausbuben

hüten, wenn ich auf die Jagd

gehe? Für drei Honigkekse

am Tag?“

 

„Ja, vielleicht“, sagte das

Häschen, „ich kann es ja

einmal versuchen.“

„Aber was machst du,

wenn sie frech werden?“

„Wenn sie frech werden“, sagte

das Häschen, „dann sage ich:

Hört Kinder, ich erzähle euch

eine ganz spannende Geschichte.

Oder wir singen ein Lied oder wir

spielen und hüpfen zusammen.

Oder ich kraule sie am

Bauch und nehme sie in

meine Arme.“

Diese Antwort

gefiel Vater

Bär sehr.

„Du bist

genau der

Richtige“,

sagte er

zum kleinen Hasen. Du

hast meine Buben gern.“

Er gab dem Häschen eine

Handvoll Honigkekse aus dem

Sack und bestellte es für den

nächsten Tag in seine Höhle.

 

Von nun an hütete das Häschen

die kleinen Lausbuben, wenn

Vater Bär fort war. Es erzählte

ihnen Geschichten. Sie sangen

und spielten zusammen, hüpften

und tanzten herum. Das Häschen

kraulte die Bärenjungen am

Bauch und nahm sie in die Arme.

Das gefiel den Kleinen und sie

waren gehorsam und brav – fast

immer.

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